Ungezähmte Natur
26.5.2011 - 26.9.2011

Ungezähmte Natur

Bühnenbilder aus drei Jahrhunderten

Das Erhabene (ist) die künstlerische Bändigung des Entsetzlichen
Friedrich Nietzsche: aus: „Die Geburt des tragischen Gedankens“, 1870

Ungezähmte Natur als Schauplatz
Die Landschaft war ein dominantes Thema in der Malerei vom 17. bis zum 19. Jahrhundert. Von Claude Lorrain bis zu Caspar David Friedrich deuteten die Maler das Verhältnis des Menschen zur Natur immer wieder neu. Das Theater dramatisierte die von der Malerei vorgegebenen Sujets und erfand neue dazu. Diese in den Raum der Bühne gestellten, begehbaren, sich im Bühnenlicht entwickelnden und vergehenden Bilder einer komprimierten Welt bildeten nicht nur die Folie des dramatischen Geschehens, sondern waren nicht selten der eigentliche Anlass des szenischen Ereignisses.

Finsterer Wald, wild bewegtes Meer und Einöden waren auf der Bühne der Renaissance und des Barock Schauplätze mythologischer Ereignisse, der Begegnung des Menschen mit Göttern, Satyrn, Nymphen und Ungeheuern. Die antik-mythologische Thematik stand dabei stets im Dienst der Glorifikation hoher Herren.

Ab dem 18. Jahrhundert wird die ungezähmte Natur in ihrer Fremdheit und Gefährlichkeit – in ihrer elementaren Kraft, die den Menschen auf seine Grenzen verweist – zunehmend zum Sehnsuchtsort. Man entdeckt Wildnis und Meer in ihrer Dramatik als Mittel ästhetischen Genusses. Bekannte charakteristische Landschaften werden zu Schauplätzen, Wald und Gebirge zur Bühnenattraktion.

Es entsteht eine neue Typologie der Landschaft, die im Theater wie auf dem Tafelbild erhabene Natur zelebriert. Erst mit der Abkehr vom Realismus und dem Durchbruch der Theaterreformbewegung um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert setzt sich der subjektive Blick auf die Landschaft auch im Theater durch.

Die Ausstellung im Österreichischen Theatermuseum versucht nachzuzeichnen, wie oft und facettenreich die Fantasie der Theaterschaffenden in die wilde Natur flüchtete, um eine Gegenwelt darzustellen. Aus den reichen eigenen Beständen und mit Hilfe ausgewählter Leihgaben aus den Theatersammlungen von Bern, der Universität Köln, des Richard Wagner Museums in Bayreuth und der Akademie der bildenden Künste Wien werden Werke von Lodovico Ottavio Burnacini, Joseph Platzer, Josef Hoffmann, Adolphe Appia, Edward Gordon Craig, Alfred Roller, Remigius Geyling, Oskar Laske, Ewald Dülberg, Caspar Neher u. a. präsentiert.

Die Ausstellung wurde von Vana Greisenegger-Georgila kuratiert und von vana-architekten gestaltet.

to top